Erlanger Sozialforum
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    An 
    
    Thomas Voss, Landesbezirksleiter ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
    Frank Bsirske, verdi Bundesvorstand 


						Erlangen, 26.12.2007

Solidaritätserklärung mit Kollege Angelo Lucifero

Liebe Kollegen,

Wir haben erfahren, dass der ver.di Landesbezirk Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen Angelo Lucifero fristlos kündigen will,
nachdem kurz zuvor Suspendierung und Hausverbot ausgesprochen wurden.

Wir beziehen uns auf Informationen des "Labournet", die wir für
verlässlich halten (1) und auf Beschlüsse von Gewerkschaftsgremien, wie
die einstimmig verabschiedete Solidaritätserklärung der Landesbezirks-
konferenz ver.di - NRW vom 23./24.3.07 (2) und den vom verdi
Bundeskongresses 2007 angenommenen Antrag A-121 (3).

Begründung für die Kündigung sei, dass sich der Kollege mit einer
Schreckschusspistole gegen tätliche Angriffe mehrerer Neonazis gewehrt
hat. Aufgrund der Zeugenaussagen von Neonazis und ohne Anhörung des
Kollegen oder von Entlastungszeugen sei daraufhin ein drakonischer
Strafbefehl erlassen worden.

Wir sind entsetzt darüber, dass der verdi Bezirk nicht einmal die
Hauptverhandlung über den Strafbefehl abgewartet hat: Angelo hat
Widerspruch eingelegt und gilt für jeden, der das Grundgesetz lesen
kann, bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung als unschuldig. Wir
können uns kein anderes Ergebnis eines rechtsstaatlichen Verfahrens
vorstellen, als dass Angelo wegen Notwehr freigesprochen wird. 

Es steht uns nicht zu, zu beurteilen ob es klug oder richtig war, eine
Schreckschusspistole mitzuführen, denn wir und unsere Angehörigen werden
nicht ständig wegen unserer gewerkschaftlichen Arbeit mit Gewalt
bedroht. Oder müsste es heissen: Noch nicht ?

Wir finden es bedenklich, die Sache isoliert zu betrachten - schließlich
versuchen Neonazis im Osten Deutschlands seit Jahren (Zitat) "national
befreite Zonen"  zu errichten, also Zonen, in denen Nazis die Hegemonie
ausüben. 

Was das für uns Gewerkschafter bedeutet, liegt auf der Hand.

Wir müssen sicher nicht daran erinnern, wer 1933 die Gewerkschaftshäuser
gestürmt und Gewerkschafter verprügelt, verschleppt, gefoltert und
umgebracht hat.

Wir haben hoffentlich alle daraus gelernt, wer der Feind ist, und dass
wir Gewerkschafter diesen Leuten keinen Fussbreit Boden mehr überlassen
dürfen.

     Lieber Kollege Bsirske, 
wir bitten dich darum, zugunsten von Angelo zu intervenieren. 

Mit besorgten kollegialen Grüßen

für das Erlanger Sozialforum:

Andreas Richter (verdi, Stadtratskandidat der SPD)
Anton Salzbrunn (GEW, Mitglied im Landesvorstand die Linke)
Johannes Pöhlmann (IG Metall, GEW, Stadtratskandidat der Grünen Liste)


Internet-Fundstellen:
(1) http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/kuendigung.html)
(2) http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/angelo_nrw.html
(3) http://bundeskongress2007.verdi.de/antraege_beschluesse/antrag.html?cat=A&sort=121